Alpencross 2016
Mittenwald – Cortina d’Ampezzo
Etappe 1: Mittenwald -> Weerberg
Eine wirklich lange Etappe von Mittenwald bis nach Weerberg.
Die Etappe begann als Hitzeschlacht. Wir schwangen uns früh auf Rad und kamen so vormittags über das Karwendeltal zum ersten Pass. Nach dem Abstieg stärkten wird uns trotz der warmen Temperaturen mit einer Kartoffelsuppe, dem einzigen ansprechenden Gericht der Speisekarte. Die Temperatur nahm zu und sogar die Kühe versuchten sich in die Bäume zu stellen, um sich dort im Schatten abkühlen zu können.
Im letzten Drittel des zweiten Anstiegs hinauf zum Plumssattel sammelten sich aber schon die ersten dunkleren Wolken, die zum Glück noch weit entfernt schienen. Nach einigen weiteren Höhenmetern entschlossen wir uns zu einer kurzen Pause.
Kaum hatten wir die Rucksäcke abgelegt, war schon der erste Donner zu hören. „Einpacken, weg hier!“ sagte ich und auch den Vorschlag „Nur schnell ’n Riegel auf die Hand“ musste ich mit einem „NEIN, WEG!“ abschmettern. Unmittelbar danach war der nächste Donner zu hören und ein oft beschriebener Effekt trat ein: Waren wir vorher schon etwas müde und langsamer unterwegs, war die Müdigkeit jetzt wie weggeweht und wir kamen ziemlich schnell vorwärts. (Und das ohne Riegel!)
Den Gipfel erreichten wir vergleichsweise schnell und begannen mit dem „Abstieg“, der jedoch zunächst nicht befahrbar war: erstens regnete es schon eine Weile und der Weg war hierdurch sehr rutschig und zweitens waren zu viele große Steine auf dem Weg.
Nach einigen Minuten Abstieg war es dann soweit: Blitz und Donner gleichzeitig. Jeder von uns hatte einen „OMG, das wars jetzt Blick“ drauf und wir haben den Abstieg nochmal (wie auch immer das ging) beschleunigt. Jegliche Ratgeber weisen darauf hin, dass man sich bei Gewitter 30 Meter von seinem Fahrrad entfernen soll.
Auf der Hälfte des Abstiegs erreichten wir durchnässt eine unglaublich einladend wirkende Gaststätte, in welcher wir bei einem Hirschgulasch mit Spätzle die letzten Gewitter-Ausläufer überbrückten. Der weitere Abstieg vorbei am Achensee hinab zum Inn verlief ohne weitere Zwischenfälle.
Nachdem wir spät abends im Dunkeln bei Weer endlich „nur noch“ den Weerberg hoch mussten, hielt bei ca. der Hälfte ein Auto vor uns an. „Hallo, sollen wir euch mitnehmen?“ Fragte der Fahrer. Da wir nicht genau abschätzen konnten, wie lange wir noch für die restliche Strecke benötigten und den Check-In in das Hotel nicht verpassen wollten, willigten wir ein. Das Auto war ausgerüstet mit Fahrradhaltern. Der Fahrer klärte auf: wir haben euch eben beim Runterfahren gesehen und schnell den Fahrradhalter angebracht, ist ja schon spät!
Oben angekommen bedankten wir uns und konnten endlich einmal live den klischeehaften Satz hören: „Dafür ist die Freiwillige Feuerwehr doch da!“.
Für weitere Fotos war keine Zeit 😉
Etappe 2: Weerberg -> Lanersbach / Tux
Am Gewitter-Tag Nr. 2 wurden wir nach einem schönen Morgenanstieg vom Unwetter überrascht. Diesmal nicht auf freier Fläche, sondern mitten im Wald. Auch nicht viel besser. Das Gewitter wollten wir an einer Waldhütte ausharren, aber es zog zum Glück an uns vorbei. Jedoch leider nicht der Regen, weshalb wir wieder durchnässt eine Gaststätte erreichten.
Der Wirt hatte für uns jedoch keine guten Nachrichten: Der weitere Weg hinterm Geiseljoch sei aufgrund der vergangenen Unwetter weggespült und somit nicht passierbar. Wir mussten also umkehren.
Deprimiert fuhren wir zunächst zurück zu unserem Hotel, um dort nach einer alternativen Route zu recherchieren. Diese führte uns hinab in Tal zum Bahnhof Jenbach. Von dort konnten wir die Zillertalbahn nach Mayrhofen nehmen, damit wir wenigstens in der Nähe unserer nächsten Etappe starten können.
Etappe 3: Lanersbach -> Sterzing
Durch den tiefergelegenen Start in Mayrhofen mussten wir erstmal 160 Höhenmeter zu unserer eigentlichen Etappe radeln. Dort folgten wir dem Zillertal stetig bergauf über Asphalt, Stein und Erde hoch zum Schlegeisspeicher: Einem großen Stausee mitsamt Staudamm. Das Wetter war sonnig, aber nicht zu heiß. Hinter dem Stausee erwartete uns der eigentliche Anstieg zum Pfitscher Joch. Hier kamen uns viele Wanderer entgegen und der Weg war nicht durchgehende zum Fahren geeignet. Trotzdem hat sich der Weg gelohnt: Traumhafte Landschaften und Ausblicke. Auf der anderen Seite des Jochs rollten wir über die Serpentinen durch das Pfitscher Tal runter nach Sterzing.
Etappe 4: Sterzing -> Bruneck
Heute war es endlich wieder heiß! Viel besser als Regen und Gewitter 😉
Nach einem entspannten Etappenbeginn führte uns der Weg über nicht enden wollende Serpentinen hoch zum Valser Jöchl. Das letzte Stück bis zum Gipfel bestand nur noch aus einem Trampelpfad durch den Wald. Die Abfahrt durch die Waldwege und Straßen des Jochtals endete am Fluss Rienz, dem wir über Radwege sehr lange bis nach Bruneck folgten.
Der Legende nach mäht er noch heute das Gras…
Etappe 5: Bruneck -> Fanesalm und Etappe 6: Fanesalm -> Cortina d’Ampezzo
Wir haben die letzten beiden Etappen zusammengelegt, da sich für die letzten 23 Kilometer (überwiegend Abfahrt) kein eigener Etappentag lohnt. Das Wetter war wieder mit uns und der Aufstieg zur Plätzwiese verlief durch viele Dörfer, am Olanger Stausee vorbei hinein in einen Naturpark. Nach einer kurzen Rast und einer kleinen Stärkung in einer Almhütte führte der Weg wieder über das Limojoch zurück zur Straße Richtung Cortina d’Ampezzo… und dann bergab und schon da!
Weiter nach Venedig!
Weiter fuhren wir in einem vorher gebuchten Großraumtaxi nach Venedig. Leider war der Taxifahrer nicht sehr ortskundig, so dass die Fahrt um ein vielfaches länger dauerte als üblich. Jans Meinung nach fuhr er die engen Straßen entlang der tiefen Abgründen wie ein Irrer. (Kommentar von Jan: Und ich habe recht!) (Kommentar von Patricia: Das sehe ich anders!)
Da langsam auch der Sprit knapp wurde, entschloss sich der Fahrer zum Tanken. Fatal! Denn es kam zu einer Meinungsverschiedenheit mit dem Tankwart: Unser Fahrer war der Meinung, dass er bereits für den Sprit bezahlt hatte, der Tankwart war nicht dieser Meinung.
Nachdem der Taxifahrer eine Zeit lang mit dem Tankwart diskutierte und sie sich gemeinsam die Videos der Überwachungskamera anschauten, sah der Taxifahrer noch immer nicht ein, dass er anscheinend nicht bezahlt hat.
Inzwischen wurde auch die Polizei verständigt. Was macht man als Taxifahrer also in diesem Fall? Für unseren Fahrer gab es nur eine logische Entscheidung: In das Auto einsteigen und abhauen! (Ja, wir waren noch mit im Auto. Und Nein, wir haben nicht gesehen, ob er wirklich nicht bezahlt hat.)
Blöd nur, dass man bei einer Tankstellenausfahrt auch wieder bremsen muss, um die Autos auf der Straße vorbei fahren zu lassen. Schon kam der Tankwart angesprintet und stellte sich vor das Taxi. Kurzentschlossen nutzte der Fahrer trotzdem die nächste Verkehrslücke und gab Vollgas. Der Tankwart konnte gerade noch zur Seite springen.
Wir durften uns das ganze Spektakel von der Rückbank des Taxis anschauen und nach einer weiteren halben Stunde und aufgrund von Jans Navigation mit dem Fahrradnavi konnten wir auch endlich am Ziel aussteigen.